Tee des Tages: Limetten-Ingwer-Zitronengras
Diesen Tee habe ich zum ersten Mal in einem chinesischen Restaurant - nein, keines dieser Süßsauer-Bunker, ein gutes mit vernünftigen, gut gekochten chinesischen Gerichten - getrunken und war total begeistert: Er duftet einfach himmlisch, hat eine zartgrüne Farbe und erfrischt ungemein! Im Sommer werde ich ihn mal als Eistee probieren.
Heute trinke ich ihn warm, ihn sich selbst zuzubereiten, ist ganz einfach: Besorgt euch frischen Ingwer, Limettenblätter und frisches Zitronengras (alles Asialaden oder Wochenmarkt). Schneidet fünf große Scheiben Ingwer und einen Stängel Zitronengras klein und gebt alles in eine Kanne. Die vier Limettenblätter können als Ganzes hinein. Dieses Mischungsverhältnis mag ich am liebsten, aber wie viel es letztlich von jeder Zutat wird, hängt von eurem Geschmack ab. Gießt alles mit kochendem Wasser auf und lasst den Tee zehn Minuten ziehen. Die Zutaten müsst ihr nach der Ziehzeit übrigens nicht herausnehmen: Der Tee wird nicht bitter, nur leicht intensiver.
Buchtipp: "Die Go-Spielerin" von Shan Sa
"Die
Go-Spielerin" ("La Joueuse de Go") erschien 2001 auf Französisch, ein Jahr später auf
Deutsch. Shan Sa behandelt darin die Liebe zwischen einem japanischen Leutnant
während der Besetzung der Mandschurei 1937 durch Japan und einer chinesischen
Widerstandskämpferin. Die Handlung wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive der
Frau und des Mannes erzählt.
Die Frau spielt
täglich auf einem Platz Go, ein Strategiespiel, das dem europäischen Mühle
ähnelt. Sie ist sehr selbstbewusst und möchte nicht das Leben führen, das die
Familie von ihr erwartet. Genauso wenig hat sie Lust, sich von den Rebellen
instrumentalisieren zu lassen und als "Frau von" zu enden.
Der Mann wird als
Agentund geschickter Go-Spieler auf den
"Platz der Tausend Winde" geschickt, um mehr über die Widerständler
herauszufinden. Er hadert mit dem Krieg,
den er für nötig hält, aber nicht gut heißt, und will nach dem Tod seines
Vaters seine Pflicht als Familienoberhaupt übernehmen, indem er sich für sein
Land einsetzt. Auf dem Platz begegnet er der Frau. Die beiden werden Gegner auf
dem Spielfeld und entwickeln eine große Zuneigung zueinander, ohne zu wissen,
wer der andere wirklich ist.
Ich mag die
"Go-Spielerin", weil es eine klassische, tragische Liebesgeschichte
ist, ohne kitschig zu sein oder Klischees zu bedienen. Die junge Frau ist ein
gut ausgeformter, eigener Charakter, der eigene Entscheidungen trifft, kein
Naivchen, das in die Tragik stolpert. An beiden Protagonisten handelt Shan Sa
leicht und elegant die Zwänge und das Denken dieser Zeit ab: Der Leutnant ist
kein böser Mensch, aber er ist vor allem anfangs der Hetze und der Propaganda
erlegen. Er akzeptiert die sehr harte Erziehung der damaligen Zeit als gegeben,
auch wenn er darunter leidet. Die Go-Spielerin ist bei den Rebellen, kämpft
aber vor allem für sich, für ihre Freiheit. Die Regeln für Frauen in der
chinesischen Gesellschaft waren sehr strikt, der Aufbruch, den das Land damals
in vielen Dingen vollzog, ging an den Frauen fast vorbei. Die Go-Spielerin
möchte frei sein von der Besatzung, aber auch frei von diesen starren Regeln
und selbst bestimmen. Zugleich weiß sie, dass diese Freiheit unter den gegebenen
Umständen kaum möglich sein wird. Shan
Sa bietet also eine Momentaufnahme der historischen Gegebenheiten, verpackt in
den gelungenen Psychogrammen ihrer zwei Protagonisten.
Das Buch erhielt
2004 den Kiriyama-Preis und den Preis der chinesischen
Schriftstellervereinigung.
Shan Sa (*1972) galt als literarisches Wunderkind, da sie bereits mit
acht Jahren einen Gedichtband veröffentlichte und mit 15 Jahren in den
chinesischen Schriftstellerverband aufgenommen wurde. Da sie an den Demonstrationen auf dem Platz
des Himmlischen Friedens (Tiananmen, 天安门) 1989 teilgenommen hatte, floh sie nach
Frankreich, wo sie bis heute lebt. Sie schreibt ihre Bücher auf Französisch.